Zwischen den Bergen…
Der nächste Abschnitt führte mich von Salzburg nach Bad Reichenhall und von dort, entlang der Saalach, über Lofer bis nach St. Johann in Tirol. Es war einer der letzten Tage meiner Reise und wunderbarerweise auch einer der schönsten. Ich habe jetzt, fast zwei Monate später, noch immer diese Stimmung in mir, wenn ich an diesen Weg denke. Es war wolkenlos, warm und vor mir lag endlich der lang ersehnte Frühling. Eifrig und mit langen Schritten lief ich voran, mit dem Kopf in den nicht vorhandenen Wolken. Ein paar Tage zuvor sah ich zum ersten Mal auf meinem Weg, das erste Mal die Alpen von der Nähe und es ist immer wieder imposant, zu Füßen dieser mächtigen Erhebungen zu wandern. Doch keiner dieser eisigen Riesen gab mir so viel Kraft wie der Wilde Kaiser. Vor Sankt Johann verläuft sich die enge Schlucht zu einem weiten Tal umringt vom Kitzsteinhorn im Süden und dem Wilden Kaiser im Norden – Unvergleichlich.

St Johann und der letzte meiner Art…
Das Dorf Sankt Johann war zu diesem Zeitpunkt leider schon fast menschenleer. Die Touristen abgereist, und die Unterkünfte noch das letzte Wochenende offen. Alleine marschierte ich durch die Gassen, die sonst von Skifahrern und Urlaubern nur so wimmelten. Also genoss ich es die Altstadt ohne Trubel und Gedränge zu durchschreiten . Leider wurden zu diesem Zeitpunkt die Nachrichten rund um das neue Virus immer schlimmer und Tirol sowie der Rest der Welt begannen sich schon langsam abzuschotten. Ich ging jede erdenkliche Möglichkeit durch, um meinen Weg bzw meine Reise fortzusetzen, doch der Abbruch und Rückkehr ins Heimatland waren leider unvermeidlich. Ich nahm am Sonntag den 15. März den Zug nach Hause und beendete somit zum 2. Mal meine Reise. (1. Versuch: Ich ging von zu Hause weg, bekam am zweiten Tag eine Lungenentzündung und musste zwei Wochen lang das Bett hüten.)
Eine neue Möglichkeit…
Wenn mir meine Freiheitssuche auf diesem Weg entsagt bleibt, dann suche ich mir diese eben in einer anderen Art und Weise. Es gibt schließlich mehrere Wege die ich gehen kann und ich habe einen weiteren dieser Wege gefunden. Zu Hause angekommen fiel ich zunächst in eine Art Schlafzustand (wahrscheinlich zurecht von einer 400 km Wanderung). Dieser Zustand der Erholung hielt ungefähr ein Monat an. Ich tat nichts außer zu existieren. Mein Telefon und mein Kopf waren in Ruhemodus.
Nach diesem Monat wachte ich auf und fing an einen neuen Weg zu gehen. Ich griff nach meiner alten Violine und spielte…
