Mein Weg führt mich zunächst vom Yppenplatz in Wien vorbei am Friedhof Ottakring entlang der Bundesstraße nach Purkersdorf. Obwohl sich der Weg als eher unromantisch für den ersten Abschnitt darstellt, ist es dennoch eine Freude, die mich schön langsam überkommt. – wieder am Weg, wieder bereit spontan zu handeln. Die dreizehn Kilometer gehen vorbei wie im Fluge bis ich am Abend meine erste Unterkunft beziehe.

Am nächsten Morgen verschlinge ich eine Semmel am Frühstückstisch (drei packe ich mir ein um zu sparen – das Zimmer war teuer genug). Der Abschnitt nach Siegersdorf ist schon eher etwas fürs Auge. Die Strecke befindet sich in den Ausläufen des Wienerwaldes und ist deshalb überseht mit kleinen Hügeln und vielen Wäldern. Eine Genugtuung für die Lunge. Zu allem Glück verspüre ich die ersten Reibungen in den Schuhen und an den Schultern. – Wird Zeit, dass sich mein Körper mit dem Equipment vertraut macht. Jede Veränderung schmerzt am Anfang.

Ab und zu gibts auch ein Stamperl zum Stemperl – das betäubt und erleichtert das Tagträumen.

Zufrieden und müde kehre ich nach 27 km in eine Selbstversorgerhütte in Siegersdorf ein. Leider ist Saisonpause, also ist der Ofen kalt, die Dusche gesperrt und das Plums Klo ist draußen. Doch was an modernem Schnickschnack und übermäßigem Komfort fehlt, machen der Franz und die Gabi mit ihrer herzlichen und fürsorglichen Art mehr als wett. Ich bedanke mich am nächsten Morgen und verspreche ihnen eine Karte aus Santiago zu schreiben.

Auf der Strecke von Siegersdorf nach Herzogenburg kann ich mich eigentlich nur an den Wind erinnern. Ich befinde mich nun am Anfang des Tullner Beckens. Leider scheint auch mein Genuss zum Wandern vom Wind wie weggeblasen zu sein. Da meine Blasen immer stärker schmerzen und meine Pflaster langsam zur neige gehen, frage ich in einer Ortschaft zwei betagte Damen, ob es hier eine Apotheke gibt. Leider nicht, aber sie könnten mich 10 km in das nächste Örtchen bringen und hier wieder absetzten. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass die beiden Zeugen Jehovas sind, also wird die ganze Fahrt lang über Gott und die Welt diskutiert – Danke an die beiden für die selbstlose Art mir zu helfen.

Nach 30 km schleppe ich mich müde und durstig (alle Brunnen sind in der Winterpause abgestellt) in die gebuchte Pension. Ein ordentlicher Hirtenspieß, eine heiße Dusche und ein warmes Bett bringt mich sofort wieder auf andere Gedanken…